Auf der New Yorker Weltausstellung des Jahres 1964 war es die Sensation: Video Conferencing. Es sollte allerdings noch Jahrzehnte dauern, bis die revolutionäre Technik wirklich massentauglich wurde. Lediglich in wenigen Bereichen, in denen die enormen Kosten der Prä-Web-Systeme keine Rolle spielten, konnten sich die ‚Bildschirmmeetings‘ schon früher etablieren: beim Militär, in Großunternehmen und Forschung. Dort setzte man schon in den siebziger und achtziger Jahren auf die Möglichkeit, schnell und flexibel virtuelle Teams rund um den Globus zusammen bringen zu können. Die Begeisterung über die neuen technischen Möglichkeiten wich allerdings recht schnell einer gewissen Ernüchterung: Im Vergleich zu den physischen Aufeinandertreffen wurden die oft holprigen Video-Sessions als deutlich weniger produktiv erlebt, was vielfach schnell wieder zu verwaisten Conferencing-Rooms führte …
Heute gehören virtuelle, über High Speed-Zugänge vernetzte Teams zwar zu unserem Arbeitsalltag, an den Klagen vieler Teammitglieder über mangelnde Effektivität hat sich aber nur bedingt etwas geändert. Die Ursache dafür kann also nicht an der Technik liegen, sondern wohl am Fehlen dessen, was bei Face-to-face Meetings neben dem reinen Informationsaustausch noch von Bedeutung ist:
– in persönlichen Meetings erleben sich die Teilnehmer als soziale Wesen. Sie sprechen vorher und nachher auch über Privates, sie nehmen ihr Gegenüber ganzheitlich auf und schaffen so eine persönliche Verbindung zu ihm
– dort ist es wesentlich schwieriger, mal eben nebenher seine E-Mails zu checken oder sich anderweitig abzulenken, man ist mehr bei der Sache
– während die Motivation virtueller Teams oft auf die Erreichung rein geschäftlicher Ziele reduziert wird, spielen im direkten Aufeinandertreffen persönliche Ziele eine ebenso große Rolle und führen zu einem wesentlich höheren Engagement
– Video-Konferenzen animieren nicht unbedingt dazu, das zu sagen, was man wirklich denkt. Genau das passiert aber häufig während oder nach einem physischen Aufeinandertreffen und dann wird es meist erst richtig interessant.
Keine Chance also, dass virtuelle Teamarbeit jemals so effektiv wird wie die klassische Arbeitsgruppe, die sich in einem Raum einschliesst? Wenn bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, glaube ich das schon. So sollte es ausdrücklich erwünscht sein, dass sich die über alle Erdteile verstreuten Teammitglieder in ihren Conferences nicht nur formal austauschen. Sie sollten auch über den Austausch vermeintlicher Petitessen Stallgeruch aufnehmen können und auf jeden Fall dazu animiert werden, freimütig und offen ihre Meinung kund zu tun. Wenn dieses gelingt, dann werden Online-Meetings künftig ganz anders ablaufen, als in diesem großartigen Videoclip: http://youtu.be/DYu_bGbZiiQ