Gastbeitrag der CRN Redaktion Deutschland:
Wenn Sie zwischen 1965 und 1985 geboren sind, dann gehören Sie heute der so genannten „mittleren“ Generation an. Sie sind kein Youngster mehr, aber der Ruhestand ist auch noch weit entfernt.
Beim Blick auf Ihr Alltagsleben kann man nicht davon reden, dass Sie eine ruhige Kugel schieben. Sie arbeiten hart, zahlen Steuern, unterstützen ihre Kinder und kümmern sich um andere Familienmitglieder oder den Freundeskreis. Sie sind im Sportverein oder der Gemeinde aktiv, leben in einer nicht immer einfachen Partnerschaft und wissen, wie es sich anfühlt, einen befristeten Arbeitsvertrag zu haben. Sie haben manchmal mehr Termine und Verpflichtungen, als es der Kalender vertragen kann, wodurch manchmal etwas untergeht, was nicht untergehen sollte („Waren wir nicht heute Abend mit den Müllers verabredet?“).
Die Mittleren sind mit Rudi Carell, Lego, aber noch ohne Internet aufgewachsen. Als Jugendliche haben sie den Kalten Krieg und die Wiedervereinigung erlebt. Die Eltern waren meist nicht sonderlich streng und am Sonntagnachmittag gab es Kaffee und Kuchen. Die Welt war überschaubar – und manchmal vielleicht sogar ein bisschen langweilig.
Das hat sich zwischenzeitlich aber gewaltig geändert – wir alle leben heute in einer rasanten, unübersichtlichen und häufig auch unberechenbaren Welt. Selbst eine gute Qualifikation ist heute kein Garant mehr für einen dauerhaft sicheren Arbeitsplatz oder ein überdurchschnittliches Einkommen. Das gilt nicht nur für Angestellte – auch der wachsenden Zahl der Selbstständigen und Freiberufler ergeht es kaum anders. Im Privat- wie im Geschäftsleben gilt: Nur wenige Entscheidungen, die man trifft, müssen nicht regelmäßig hinterfragt werden. Was heute noch sinnvoll erscheint, kann morgen schon vollkommen überholt sein.
Die Älteren werden nun sagen: Ach, das war schon immer so! Die mittlere Generation ist immer am stärksten belastet und weiß manchmal nicht, wo ihr der Kopf steht. Dennoch haben die Senioren gut reden: Die heutigen Alten konnten sich vielfach noch auf eine sichere Rente verlassen, die nicht wenige heute beziehen. Das sieht bei der mittleren Generation anders aus: Obwohl meist zusätzlich zur staatlichen Rentenkasse privat vorgesorgt wird, sorgen löchrige Erwerbsbiographien, Finanzkrisen und Minus-Zinsen dafür, dass Erspartes immer weniger Wert ist. Während die Rentenbeiträge und das wahrscheinliche Renteneintrittsalter steigen, sinkt die zu erwartende Rente.
Ein Patentrezept, wie man der gegenwärtigen Überforderung am besten begegnet, gibt es leider nicht. Vielfach ist es kaum möglich, noch effizienter zu werden. Hilfreich ist es aber vielleicht schon, wenn man weiß, dass man mit Stress, hohen Anforderungen und dem ständig latent vorhandenen Gefühl der Unsicherheit nicht alleine dasteht, sondern eine ganze Generation so empfindet. Mehr Unterstützung und Solidarität untereinander, aber auch eine Belebung von Partnerschaften oder die Suche nach ganz neuen Kooperationsmöglichkeiten könnten dazu beitragen, den heutigen Ansprüchen besser gerecht zu werden.