Print und Corona: Der Druck ist gewachsen, die Chancen auch (Teil 1)

Die Auswirkungen der seit nunmehr fast zwei Jahren grassierenden Corona-Pandemie auf die Wirtschaft sind massiv – und je nach Wirtschaftszweig höchst unterschiedlicher Natur. Während manche Unternehmen, etwa in der Gastronomie, im Tourismus, der Luftfahrt oder der Kulturbranche, um das nackte Überleben kämpfen mussten, profitierten andere von der Krise. Zu diesen Gewinnern zählten beispielsweise E-Tailer und Lieferdienste, Streaming-Dienstleister und Pharmaunternehmen.

Während die Gründe für die Einbrüche oder Zugewinne oben genannter Branchen auf der Hand liegen, verhält es sich bei einer anderen Sparte, auf die Corona ebenfalls einen starken Einfluss ausübte, etwas komplexer: Die Druckindustrie. Hier hat die Pandemie zwar einerseits den seit längerer Zeit zu beobachtenden Verfall des Offsetdruckvolumens noch einmal deutlich beschleunigt, auf der anderen Seite jedoch beträchtliche Chancen für die Dienstleister eröffnet, welche die vielfältigen Möglichkeiten einer anderen Drucktechnologie gezielt und kreativ einzusetzen wissen. Was also passiert da gerade?

Die notwendige Neuerfindung einer Branche
Corona hat vieles verändert: Unseren persönlichen Lebensstil, unsere Gewohnheiten und unser Konsumverhalten, die Art und Weise, wie wir kommunizieren und interagieren. Liefer- und Wertschöpfungsketten drohten zu kollabieren, aufgrund von Nachschubproblemen und plötzlich in Frage gestellter unternehmerischer Planbarkeit kam es zu massiven Investitionsstopps. Eine der Folgen: Das weltweite Offset-Druckvolumen brach nahezu schlagartig um weitere 40 Prozent ein und beschleunigte den rasanten Konsolidierungsprozess einer durch ein verändertes Kommunikationsverhalten ohnehin ziemlich gebeutelten Branche. Zwar mildern heute vielerorts noch staatliche Hilfen die prekäre Lage, doch deren Auslaufen ist beschlossene Sache.

Um das schlichte Überleben zu sichern, beschreiten in dieser Situation viele Druckereien einen gefährlichen Weg. Sie versuchen, sich vom kleiner gewordenen Kuchen ein größeres Stück abzuschneiden und locken mit Dumpingpreisen, die allerdings ein wirtschaftliches Arbeiten auf Dauer unmöglich machen.

Dabei existiert durchaus eine Alternative zu dieser ruinösen Strategie. Betrachtet man den Druckmarkt nämlich etwas genauer, so fällt ein Subsegment auf, welches sich in eine ganz andere Richtung bewegt: der digitale Produktionsdruck. Er hat heute zwar „nur“ einen Anteil von 10% am Gesamtvolumen, diese Zahl wird bis 2024 allerdings rasch auf etwa 15% steigen. Vor allem aber steht Digitaldruck schon heute für rund 40% der Erträge von Dienstleistern und erweist sich so als ein kräftiger Silberstreifen am plötzlich gar nicht mehr so dunklen Horizont.

Ein wesentlicher Grund für diesen Siegeszug liegt darin, dass mit dem Schwinden von Riesenauflagen mehr und mehr kleinere Druckaufträge in den Fokus rücken. Zwar kann auch hier Offset aufgrund stark verkürzter Rüstzeiten zumindest bis zu einem bestimmten Volumen noch konkurrenzfähig sein, digitaler Druck mit Tinte oder Toner hat jedoch bezüglich der Mehrwerte, die er auf Grund seiner technologischen Möglichkeiten und höheren Flexibilität für die Kunden generieren kann, das weitaus höhere Potenzial.

In Teil 2 zeigen wir anhand konkreter Beispiele, wie Druckdienstleister den Margenschwund bekämpfen können und wie ein erfolgreicher Einstieg in den Digitaldruck aussehen kann 

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