Von Michael Wesse, Sales Director XPPS, European Channels Group Deutschland
Pünktlich zu Jahresbeginn werden wir regelmäßig mit schlauen Studien zu den IT-Trends überhäuft, auf die wir uns in den kommenden 12 Monaten einstellen dürfen. Darin orakeln mehr oder weniger renommierte Experten, welchen Technologie-Zug private und berufliche Anwender auf keinen Fall verpassen dürfen und worauf sich der Handel unbedingt vorbereiten muss, um überleben zu können. Handelt es sich um Hellseher mit einer düsterer eingefärbten Weltsicht, so ist mitunter auch zu lesen, dass gar nichts getan werden kann und das Ende nah ist. Ein Beispiel für diese Kategorie findet sich in der kürzlich zu lesenden Prognose des Geschäftsführers eines bekannten Broadliners, der in ‚Big Data‘ das unvermeidliche Ende des Channels sieht.
Bei all diesen Vorhersagen beschäftigen mich zwei Dinge immer ganz besonders. Zum einen: was bedeuten eigentlich all die wundervollen Buzzwords, mit denen der heiße Kram von morgen bezeichnet wird? So durfte ich neulich lesen, dass ich mich unbedingt mit ‚Master Data Management‘ und ‚Context Aware Computing‘ beschäftigen sollte. Meine Nachforschungen zum Sinngehalt beider Buzzwords ergaben, dass ich das wohl eher nicht tun werde. Die zweite Frage ist noch spannender: was wurde eigentlich aus den Trends vom letzten Jahr? Eine willkommene Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage liefern die Berater von Capgemini, die ihre eigene IT-Trends-Studie einmal daraufhin überprüft haben, welche der dort getätigten Prognosen hierzulande tatsächlich eingetreten sind.
Trend 1: Cloud-Nutzung nimmt stetig zu
Trotz aller übereinstimmenden Prognosen für das ungebremste Wachstum von Cloud Computing – laut Capgemini war die Nutzung zwischen 2012 und 2013 leicht rückläufig.
Trend 2: Big Data Analytics wächst dynamisch
Über die Bedeutung von Big Data herrscht wohl Einigkeit (wie wahrscheinlich auch darüber, dass BD nicht automatisch den Kollaps des Channels bedeutet). Die durchschlagende Wirkung des Trends wurde allerdings deutlich überschätzt, weil die Analyse der Datenflut bisher nur bei strukturierten Daten zuverlässig funktioniert.
Trend 3: BYOD wird sich auf breiter Front durchsetzen
In der IT-Trends-Studie 2013 war Bring-your-own-Device der Flop. Hintergrund: BYOD ist eine riesige Sicherheitslücke. Daher kaufen Unternehmen ihren Mitarbeitern lieber schicke Tablets und Smartphones, als über private Geräte Lücken so groß wie Scheunentore zuzulassen.
Trend 4: Niedrigere IT-Budgets wegen der Eurokrise
Obwohl die wirtschaftliche Stimmung in Europa Ende 2012 nicht gerade gut war, beeinflusste das die Budgets in Deutschland, Österreich und der Schweiz fast überhaupt nicht.
Von einer hohen Trefferquote kann also wirklich nicht gesprochen werden. Dass ich solche Studien dennoch für durchaus wertvolle Informationsquellen halte, hat einen einfachen Grund: sie sind durchaus dazu geeignet, uns wachzuhalten (und außerdem lernt man immer wieder neue und faszinierende Buzzwords kennen …)