Aus Schulen, Unis oder Büros sind Kopierer auch im digitalen Zeitalter nicht wegzudenken. Zwar dauerte es nach der Anfertigung der weltweit ersten Fotokopie durch Chester F. Carlson am 22. Oktober 1938 noch bis in die 1960er Jahre, bis die neue Technologie von der Xerox Corporation bis zur Marktreife entwickelt und kommerzialisiert wurde, doch dann war ihr Siegeszug unaufhaltsam. Ebenso populär wie die Technologie selbst wurde auch das Unternehmen dahinter: „to xerox“ steht seither im Englischen genauso synonym für „kopieren“, wie „a kleenex“ für jedes Kosmetik- oder Taschentuch.
Aber nicht nur in Bildungsinstitutionen und nüchternen Büroumgebungen sind Kopierer anzutreffen. Hier und da findet man sie auch an Orten, wo man sie eher nicht vermuten würde – wie etwa in den Ateliers weltbekannter Künstler. Ein solcher war der leider viel zu früh verstorbene Jean-Michel Basquiat. Der 1960 geborene und bereits 1987 verstorbene Basquiat zählt zu den posthum erfolgreichsten Künstlern des vergangenen Jahrhunderts. Neben der Malerei beschäftigte er sich ebenfalls intensiv mit Collagen, zu deren Anfertigung er 1979 erstmals auf Kopierer einer bestimmten Marke (Sie werden sie erraten haben) zurückgriff. Dieser Prozess des Fotokopierens wurde so wesentlich für seine Arbeit, dass er einen der seinerzeit noch sehr teuren Xerox Farbkopierer erwarb und in seinem Atelier unterbrachte.
Wer selbst sehen und erleben möchte, zu welch beeindruckenden Ergebnissen Basquiats kreatives Spiel mit der Technik der Farbkopie gekommen ist, dem sei eine Ausstellung ans Herz gelegt, die noch bis zum 31. Mai 2019 in der New Yorker Galerie Nahmad Contemporary zu sehen ist:
Auch wenn es Chester F. Carlson kaum in den Sinn gekommen sein dürfte, dass seine Erfindung künftig maßgeblich an der Entwicklung neuer Ausdrucksformen in der zeitgenössischen Kunst beteiligt sein könnte – gefreut hätte er sich bestimmt über den „extraordinary body of work that the artist created using Xerox photocopies as his principal medium and compositional focal point.“