Vor genau 34 Jahren war es soweit: Am 24. Januar 1984 präsentierte Apple in Person von Steve Jobs 3.000 handverlesenen Gästen voller Stolz den Macintosh. Als Rechner „for the rest of us“ war er dazu konzipiert, Computing aus der Spezialisten-Ecke zu holen und zu einer alltäglichen Beschäftigung für ganz normale Menschen werden zu lassen. Der Schlüssel dazu war die Verwendung einer grafischen Benutzeroberfläche, die beim Apple Macintosh als augenfälligster Bestandteil des schlicht „System“ genannten Betriebssystems zum Einsatz kam. Bereits ein Jahr zuvor, 1983, war diese intuitive Möglichkeit des Umgangs mit einem Computer bei einem anderen Apple Rechner umgesetzt worden, der Lisa, die sich allerdings wegen des aufgerufenen Preises von 10.000 US-Dollar nur sehr schleppend verkaufte und deren Produktion schnell wieder eingestellt wurde.
Das Konzept der bei Apple Lisa und Apple Macintosh eingesetzten GUI (graphical user interface), welches im Kern darin bestand, einen vertrauten Büroschreibtisch auf den Computermonitor zu übertragen, war zwar revolutionär, aber keineswegs neu – und stammte schon gar nicht von Apple selbst. Die Wurzeln der Idee gehen vielmehr auf das Jahr 1945 und einen gewissen Vannevar Bush zurück, der in seinem Aufsatz „As we may think“ die Vision eines multimedialen Datenbanksystems entwarf, welches das Wissen der Welt über eine grafische Benutzerschnittstelle zur Verfügung stellen würde. Rund zehn Jahre nach der Veröffentlichung dieses Aufsatzes machte sich der Computertechniker und Wissenschaftler Douglas C. Engelbart mit einigen Spezialisten des US-Verteidigungsministeriums dann tatsächlich an die Realisierung eines solchen Systems – und entwickelte dabei einige Technologien, die noch heute eingesetzt werden. Deren wohl bekannteste: die Maus.
Im Xerox PARC, ca. 1975 © PARC (Palo Alto Research Center, Incorporated)
Als das Ministerium vor der Fertigstellung des „Memex“ genannten Systems die Finanzierung einstellte, wanderten die meisten Ingenieure des Entwicklungsteams inklusive Engelbart zu Xerox und schufen in dessen 1970 gegründetem Palo Alto Research Center (PARC) nichts weniger als die Grundlagen der heutigen Computersysteme, die 1973 als Xerox Alto erstmals physische Gestalt annahmen. Bereits 10 Jahre vor der Apple Lisa verfügte dieser Urahn unserer heutigen Hochleistungsrechner bereits über eine schreibmaschinenähnliche Tastatur, eine 3-Tasten-Maus, ein objektorientiertes Betriebssystem und eine Ethernet-Schnittstelle.
1979 kam es dann im PARC zu einer ziemlich schicksalhaften Begegnung. Nachdem das Institut bereits kurz zuvor von einer Abordnung von Apple Ingenieuren besucht wurde, war es im Dezember des Jahres Steve Jobs persönlich, der das Research Center beehrte – und dort wohl das erlebte, was man einen Eye-Opener nennt. Jobs sah Icons, Fenster, Ordner, eine Maus, Pop-Up Menüs und einen WYSIWYG Text Editor. Er sah ein Ethernet-basierendes lokales Netzwerk, Netzwerkdruck – und vor allem sah er, in welche Richtung der bereits in der Entwicklung befindliche Nachfolger des überaus erfolgreichen Apple II Computers, die bereits erwähnte Lisa, zu gehen hatte. Der Rest ist Geschichte.
Am heutigen 24. Januar feiern Apple-Fans den Jahrestag der Weltpremiere des Macintosh mit einem eigenen Gedenktag, dem „Macintosh Computer Day“. Diejenigen, die sich ein wenig näher mit den Hintergründen der Entwicklungsgeschichte dieses Meilenstein-Computers und einer Dame namens Lisa beschäftigt haben, ziehen ihren Hut dabei nicht nur vor einem Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino, sondern ebenso vor einer nur 15 Autominuten vom Apple Headquarter entfernten Institution, dem Palo Alto Research Center, welches sich nach wie vor der Spitzenforschung verschrieben hat.
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