Wir machen keine Kopierer!

Wahrscheinlich würden die meisten Unternehmen mehrmonatige Festwochen und Freibier für alle ausrufen, wenn der Erfolg eines Ihrer Produkte so groß ist, dass der Firmenname dafür zum Eponym wird. Beispiele für solche Eponyme, aus Eigennamen abgeleitete Worte, die in den ganz normalen Sprachgebrauch übergehen, kennen wir alle: Ein Papiertaschentuch heißt hierzulande „Tempo“, Fliesen werden „gekärchert“, im Web wird nicht gesucht, sondern „gegoogelt“.

Ein prominentes Beispiel dafür, dass Eponyme aber durchaus auch ihre Schattenseiten haben können, ist mein eigenes Unternehmen. In vielen Ländern dieses Planeten heißt kopieren schlicht „to xerox“, ganz egal, ob mit einem HP, einem Canon oder eben einem Xerox Gerät vervielfältigt wird. In der Wahrnehmung sehr vieler Menschen führte das dummerweise dazu, dass Xerox mit nichts anderem verbunden wird, als eben mit Kopierern. Hautnah durfte diese Erfahrung unser Chief Technology Officer Sophie Vandebroek auf einer Jobmesse für Hochschulabsolventen machen. Während sich vor den Ständen von IBM und Google lange Schlangen hoffnungsvoller Berufsanfänger bildeten, war der Andrang vor dem Xerox Stand eher übersichtlich. Als sie von einem der Wartenden wissen wollte, ob er eine Ahnung habe, warum das so sei, lautete seine trockene Antwort: „Nun ja, Sie machen ja nur Kopierer.“ Im Folgejahr hing über dem Messestand ein Schild mit einer knappen Botschaft: „Wir machen keine Kopierer mehr“. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, die Schlange war lang und die erste Frage immer die gleiche: „Und was machen Sie jetzt statt Kopierern?“

Im Gegensatz zu den Messebesuchern wissen Sie als IT-Profi natürlich, dass das Lösungs- und Produktportfolio von Xerox schon seit langem über die bescheidenen Hardwareanfänge hinaus gewachsen ist und eine riesige Bandbreite von State-of-the-Art Technologien und Services bereit hält. Was Sie jedoch vielleicht überraschen wird, ist die Herangehensweise, mit der diese innovativen Lösungen entwickelt werden und die man eher mit einem „coolen“ Laden wie Google als mit einem Traditionsunternehmen wie Xerox verbinden würde.

So kommt bei uns am Anfang der Entwicklung vieler neuer Produkte eine Truppe von Kollegen zum Einsatz, auf deren Visitenkarte die leicht exotische Berufsbezeichnung „Ethnographic Researcher“ zu finden ist. Deren Aufgabe besteht nun keineswegs darin, in Fußgängerzonen unschuldige Passanten mit Fragebögen zu quälen, sondern vielmehr in der direkten und strukturierten Beobachtung der Anwendungspraxis, für die die neuen Lösungen konzipiert werden sollen. Die so gewonnenen Hinweise auf Optimierungspotenziale werden dann in einer nächsten Runde verdichtet und ergänzt, die einen mindestens ebenso schönen Namen trägt: „Dreaming Sessions“. Was nach einem psychedelischen Hippietraum aus den Sechzigern klingt, ist tatsächlich eine hocheffiziente Methode, um in Erfahrung zu bringen, was heutige und künftige Anwender bei ihrer Arbeit wirklich entlasten könnte. In einer Dreaming Session kommen Xerox Entwickler und Kunden zusammen, um in einer ungezwungenen Brainstorming-Atmosphäre zu denken, zu diskutieren und den „Traum“ einer Lösung zu entwickeln, welche die Beschränkungen aktueller Technologien hinter sich lässt.

Die Umsetzung der Ergebnisse der Feldforschung und der Dreaming Sessions in reale Produkte wird dann in die Hände von Kollegen mit etwas herkömmlicheren Jobtiteln gelegt. Bei diesen Entwicklern, Projektmanagern etc. kommt dann das dritte Schlüsselelement im Prozess zum Tragen, welches neben aller technischen Expertise erst außergewöhnliche Ergebnisse ermöglicht. Und dieses Element heißt: Spaß. Natürlich kann Spaß nicht verordnet werden, aber bei der Einstellung neuer Mitarbeiter wird sehr genau darauf geachtet, ob es auch in dieser Hinsicht funkelt!

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