Outsourcing galt lange Zeit als Allheilmittel. Egal, ob es um Kommunikation, Wartung, Server, Netzwerk, Helpdesk, Applicationhosting oder den Betrieb ganzer Rechenzentren ging – das Credo lautete stets: Man überlasse das bitte denen, die etwas davon verstehen und den ganzen Tag nichts Anderes tun. Die von den lästigen Aufgaben befreiten Unternehmen könnten sich dann im Gegenzug auf das konzentrieren, was wiederum sie hervorragend können: Geschäfte machen und Geld verdienen.
In der Theorie ein brillanter Ansatz von bestechender Logik, in der Praxis allerdings mit einigen Fallstricken versehen: Outsourcing verringert nicht automatisch die Komplexität. Die Kommunikationswege werden eher länger. Auch bei outgesourcten Tasks passieren Fehler. Und auch die Wirtschaftlichkeit ist leider kein Selbstläufer, wie manche zu ihrem Leidwesen erleben mussten.
Wo also steht Outsourcing heute? Nun, inzwischen ist die Entwicklung vorangeschritten, und man hat gelernt, sich gedanklich von der konkreten Hard- und Software zu lösen, wenn es um den Einsatz von Computern und Kommunikation im Unternehmen geht. Heute denkt man in Geschäftsprozessen. Und was für das Unternehmen selbst gilt, färbt natürlich auch auf das Outsourcing ab. Das heißt jedoch auch, dass der Outsourcing-Partner nicht einfach nur technische Leistungen, sondern komplette Geschäftsprozesse übernehmen muss – Schlagwort Business Process Outsourcing (BPO). Dazu muss er sich dann allerdings auch mit den Geschäftszielen seines Kunden beschäftigen und herausfinden, wie er seinen Beitrag dazu leisten kann. Das ist für manchen Outsourcing-Anbieter sicher eine Herausforderung. Aber auch eine große Chance.
Wie groß diese Chance ist, belegt eine neue Studie zum Outsourcing Markt in Europa, die unlängst von Whitelane Research veröffentlicht wurden. Daraus zwei Kennzahlen:
- Von den 1500 in ganz Europa befragten Unternehmen bestätigten 78 Prozent, dass sie ihre Outsourcing-Aktivitäten intensivieren oder zumindest auf dem gleichen Level beibehalten werden
- Kostenreduktion bleibt mit 64 Prozent nach wie vor der Hauptgrund für den Abschluss von Outsourcing-Verträgen, allerdings gewinnen Argumente wie die Konzentration auf das Kerngeschäft oder die Verbesserung der Service-Qualität rapide an Bedeutung
Laut dem EMEA ISG Outsourcing Index stehen hinter diesem Wachstum sowohl IT-Outsourcing (ITO) als auch Business Process Outsourcing (BPO) Verträge. ITO erlebt damit nach einer Talsohle (siehe oben) eine Renaissance, während BPO sein kontinuierliches Wachstum noch einmal rasant beschleunigen konnte. Das erste Quartal des laufenden Jahres verzeichnete so gegenüber dem Vergleichsquartal 2015 ein sattes Plus von 41 Prozent, ein Wachstum, welches sich in den Folgequartalen fortsetzte und die Dienstleister in diesem Segment hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.