Ich habe natürlich keine Ahnung, welches Automobil Sie ihr Eigen nennen. Ich weiß allerdings, dass im Handschuhfach Ihres Autos ein Druckwerk liegt, welches definitiv nicht zu ihren Lieblingsbüchern zählen dürfte. Erstens nimmt die Betriebsanleitung, um die es hier natürlich geht, ungeheuer viel Platz weg, weil sie mit ihren zwei – bis fünfhundert Seiten so dick wie das Telefonbuch einer Kleinstadt ist. Zweitens ist gerade immer irgendetwas Unerfreuliches passiert, wenn man gezwungen ist, danach zu greifen. Und drittens findet man die Lösung des unerfreulichen Problems erst nach minutenlangem Suchen, weil – nun ja, siehe erstens.
Nun versuchen sich u.a. die Autohersteller schon seit längerem an Alternativen zum ungeliebten Wälzer. Ob die weitverbreiteten DVDs mit digitalen Anleitungen, die man sich zuhause auf dem Rechner anschauen kann, dabei der Weisheit letzter Schluss sind, sei einmal dahingestellt. Probleme mit dem Auto treten dummerweise nun mal in aller Regel unterwegs auf. Downloadbare und am Smartphone einsehbare PDFs oder direkt in das Infotainment integrierte Manuals sind da schon deutlich zielführender, haben aber immer noch das Handicap, dass man auch dort nur in Ausnahmefällen schnell findet, wonach man gerade dringend sucht oder aber es ist gerade kein Funknetz zum Download verfügbar. Wer je wissen wollte, was einem diese beunruhigende blaue Kontrollleuchte, die da grade aufgeflammt ist, eigentlich sagen will, weiß genau, wovon ich spreche …
Wie schön wäre es also, wenn sich all diese Leuchten, Knöpfchen und Schalter, von denen es in den heutigen Fahrzeugen nur so wimmelt, quasi von selbst erklären könnten. Geht nicht? Geht doch, und zwar dank ‚Augmented Reality‘.
Augmented Reality – die Verschmelzung von physischer und digitaler Welt
Anders als bei der sogenannten ‚Virtual Reality‘ (VR), bei der die reale Welt durch ein computergeneriertes Pendant visuell und akustisch komplett ersetzt wird, wird sie bei der ‚Augmented Reality‘ (AR) durch Einblendung digitaler Zusatzinformationen auf einem dafür geeigneten Gerät erweitert beziehungsweise angereichert. Und ein solches Gerät führt heute Jedermann und Jedefrau auch im Auto mit sich: das Smartphone. Da man mittels eines Smartphones beziehungsweise dessen Kamera zudem in der Lage ist, auch komische Leuchten, Knöpfchen und Schalter, zu denen man gerade dringend etwas wissen möchte, präzise zu fokussieren, wäre das Hardware-Fundament für eine ziemlich coole AR-Anwendung schon einmal gelegt. Was noch fehlt, wäre der Teil, der vor nicht allzu langer Zeit noch als ziemliche Zukunftsmusik geklungen hat: die intelligente Verknüpfung virtueller Objekte und Informationen mit Daten der Realwelt in Form einer intuitiv bedienbaren Softwareanwendung, kurz App. Und genau eine solche wurde von Xerox beziehungsweise seinem Tochterunternehmen PARC auf Basis der sogenannten SmartScan-Technologie entwickelt.
Tschüs Handbuch, hallo Scan MyAuto oder Scan MyProdukt App
In jahrelanger Forschung gelang es den Xerox PARC-Spezialisten, die vielschichtigen Probleme bei der zuverlässigen maschinellen visuellen Erkennung realer Objekten in den Griff zu bekommen und in Verbindung mit neuen Algorithmen für maschinelles Lernen und speziell aufbereiteten Content-Strukturen eine Lösung zu schaffen, die heute schon das Nervenkostüm zahlloser stolzer Besitzer von Automobilen der Marken DS, Citroen und Peugeot schont: Dank der Scan My … App (hier das Beispiel der DS-Anwendung) reicht es, die Kamera des Telefons einfach auf ein erklärungsbedürftiges Objekt oder eine rätselhafte Funktion des Autos zu richten, und schon wird die entsprechende Erläuterung auf dem Handy-Display eingeblendet. Wie sehr diese äußerst komfortable Alternative zum Studium des Handbuch-Wälzers geschätzt wird, zeigen die begeisterten Rezensionen der Anwender in den einschlägigen App-Stores. Besonders praktisch ist die komprimierte Information bereits in der App, so dass keine Netzverbindung bestehen muss (Beispiel Tiefgarage) und auch diverse Licht- und Schattenverhältnisse berücksichtigt sind.
Natürlich eignet sich die Xerox-Technologie, die all das möglich macht, nicht nur dazu, die Bedienungsanleitungen von Autos sukzessive überflüssig zu machen. Jedwedes technische Gerät oder erklärungsbedürftige Objekt kann damit um eine ganz neue Dimension erweitert werden. Wer also immer auf der Suche nach Lösungen und Anwendungen ist, die die Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt verwischen und so für völlig neue Anwendererlebnisse sorgen, sollte vielleicht einmal mit uns Kontakt aufnehmen.
PS: Es gibt da einen bestimmten Automobilhersteller, der seinen Kreationen wohl auch in hundert Jahren noch eine klassische Betriebsanleitung beilegen wird: Rolls-Royce. Die Nobelmarke produziert seit jeher nicht nur unterschiedliche Ausgaben für Fahrzeughalter und Chauffeur, sondern bindet diese auch in so feines Leder, dass sie es bestimmt in vielen Fällen aus dem Dunkel des Handschuhfachs in die edelhölzernen Regale der hauseigenen Bibliothek geschafft haben.