Unlängst verkündeten zwei große US-amerikanische Konzerne kurz aufeinander folgend, dass sie ihre Mitarbeiter wieder aus den Homeoffices in die klassischen Büros zurück beordern würden. Der Grund: Die Zukunft der Arbeit finde „Schulter an Schulter statt“, wie es eines der beiden Unternehmen per Memo seine Belegschaft wissen ließ. Das Echo war gewaltig: Das Ende des Home-Office sei eingeläutet, so tönte es unisono in den digitalen und analogen Medien.
Die Meldungen vom jähen Ende eines hoffnungsvollen Zukunftsmodells kommen allerdings zu früh, denn die zwei genannten Einzelfälle machen bei weitem keinen Trend aus. Denn der zeigt auch in Deutschland in eine ganz andere Richtung: Nicht weniger, sondern immer mehr Arbeitnehmer werden in den kommenden Jahren von zu Hause aus verrichten – oder von dort, wo ihnen die Mittel zur Verfügung stehen, die sie für ihre Arbeit brauchen.
Schon heute wäre es für knapp die Hälfte aller Arbeitnehmer möglich, zumindest teilweise remote zu arbeiten, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in einer Untersuchung festgestellt hat. Und für immer mehr Jobs wäre die Bindung an einen festen Arbeitsplatz und eine vorgeschriebene Zeit sogar völlig kontraproduktiv. Einen solchen Job hat zum Beispiel Falynne Finagan, die ihre Visitenkarte als Head of Global Social Marketing, Xerox Corp. ausweist. In dieser Rolle trägt sie die Verantwortung für die mehr als 50 Social Media Accounts des Unternehmens und arbeitet mit Kolleginnen und Kollegen rund um den Erdball. Eine dieser Kolleginnen bin übrigens ich.
Ihr Verständnis ihres Jobs bringt Falynne in einem kurzen Satz auf den Punkt: „Arbeit ist nicht etwas, zu dem ich jeden Morgen fahre, sondern vielmehr das, was ich mache“. Dass der Paradigmenwechsel, den der Siegeszug der sozialen Medien weltweit ausgelöst hat, in einem Job wie dem ihren besonders stark zum Tragen kommt, liegt dabei auf der Hand: „Die sozialen Medien revolutionär zu nennen, ist keine Übertreibung. Sie haben unsere Welt und unseren Alltag, auch den der Arbeit, grundlegend verändert. Da Social Media keine Ruhepausen und keine Sprachbarrieren kennt, kann ich meinen Job nicht wie früher zwischen neun Uhr in der Früh und 5 Uhr nachmittags erledigen. Ich und meine Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt sind besonders dann gefordert, wenn es in den sozialen Medien zu Ausschlägen kommt, und die halten sich nun einmal nicht an die klassischen Bürozeiten.“
Damit Falynne und ihr Team die hohe Taktung ihres Jobs überhaupt in den Griff bekommen können, sind eine ganze Reihe von Messaging- und Monitoring Tools obligatorisch. „Für unsere Art der Arbeit und Zusammenarbeit reichen E-Mail und Telefon einfach nicht mehr aus. Um mit Kollegen, Kunden, Interessenten und natürlich auch Kritikern schnell in direkten Kontakt treten zu können und mitzubekommen, wenn sich irgendwo in der Weite der sozialen Netze etwas Relevantes tut, nutzen wir intensiv Apps wie Slack, Skype oder Voxer und eine ganze Reihe von Monitoring Lösungen.“
Bei Xerox gibt es seit längerem ein geflügeltes Wort, welches die Vision unseres Unternehmens sehr gut umreißt: „Setting the page free“, also Raum für neue Möglichkeiten schaffen. Künftige Arbeitsplätze, so meint Falynne Finagan, sind solche Räume für Möglichkeiten. Und neue Technologien wie Wearables oder die Holographie, die heute noch in ihren Kinderschuhen stecken, werden dabei das ihrige dazu beitragen.
Was auch immer die individuellen Gründe hinter der eingangs geschilderten Rolle rückwärts gewesen sein mögen – ein Blick in die Zukunft, darin sind sich Falynne und ich einig, wurde damit jedenfalls nicht geworfen.